Wer sich meinen Stammbaum anschaut, dem fällt eine riesige Lücke darin auf. Mein Großvater väterlicherseits taucht überhaupt nicht auf, da mein Vater nicht ehelich geboren ist. Die mir bis Anfang März diesen Jahres vorgelegenen Unterlagen erwähnen seinen Vater nicht und es hat einige Zeit gedauert, bis mir eine logische Überlegung eingefallen ist, wie ich zu diesem Thema weiter komme.
Zugegeben, den Verdacht, dass ich zu meinem Großvater väterlicherseits nichts in Erfahrung bringe, hatte ich schon von Anfang an. Mein Vater wurde mit dem Nachnamen seiner Mutter in das Familienregister meines Urgroßvaters eingetragen. Das deutete darauf hin, dass sein vermeintlicher Vater eine Vaterschaft nicht anerkannt hat. Aber wie sollte ich dazu etwas heraus finden?
Gerne wird man in einschlägigen Foren auf eventuell archivierte Akten von Vormundschaftsgerichten verwiesen. Allerdings muss man dazu ein passendes Archiv finden. Lange war ich ratlos und ich hatte mich schon an die zuständige Kirchengemeinde gewandt, um eventuell über die Taufpaten einen Hinweis zu erhalten. Die Anfrage wurde von der Gemeinde dem Diözesanarchiv vorgelegt und von dort wurde mir die Einsicht ins Taufbuch wegen bestehender Sperrfristen verweigert. Ich halte es für möglich, dass sich die Archivleitung mit der Entscheidung geirrt hatte, da ich ein direkter Nachkomme bin und ich für die Einsicht keinerlei Interesse, sei es berechtigt oder rechtlich, nachzuweisen hätte. Seis drum, ich habe nicht widersprochen, denn mir fiel dann doch noch eine andere Lösung ein.
Ausgehend von der heutigen Situation, die bei außerehelich geborenen Kindern eine Beteiligung des Jugendamtes bei der Wahrnehmung rechtlicher Belange des Kindes vorsieht, konnte ich mich in der Zeit nach hinten durchhangeln. Das Jugendamt ist eine Kreisbehörde und war es auch im Jahr 1934, dem Geburtsjahr meines Vaters. Die dem Kreis entsprechende Behörde war damals das württembergische Oberamt Wangen im Allgäu. Ab 1938 war dann der Kreis Wangen zuständig, der ab 1973 im Kreis Ravensburg aufging. Und dort gibt es ein Kreisarchiv, dessen Bestandsübersicht im Internet verfügbar ist.
Eine telefonische Kontaktaufnahme und die Präzisierung meines Anliegens per Email bestätigte, dass eine Vormundschafts und Pflegschaftsakte meines Vaters existierte, die ich nach Terminvereinbarung auch einsehen durfte. Aus dieser Akte werde ich nicht zitieren. Nur soviel sei gesagt, es war nicht zweifelsfrei möglich, meinen Großvater väterlicherseits festzustellen.
Es war das erste Mal, dass ich eine Akte aus dem zwölf Jahre dauernden tausendjährigen Zeitalter einsehen konnte. Die einschlägigen Grußformeln unter behördlichen Schreiben, die teilweise verwendet wurden, hatten mich zunächst irritiert. Für eine der beteiligten Amtspersonen fand ich online beim Staatsarchiv Sigmaringen sogar einen Urteilsspruch des Staatskomissariats für die politische Säuberung für das Land Württemberg-Hohenzollern. Es war einer der so genannten kleinen Sprüche, der Mitläufer oder minder belastete Personen entlastet hat.
Zumindest kann ich nun endgültig ein Thema abschließen, das mich viele Jahre beschäftigt hat. Es bleibt dabei, ich erforsche 25% weniger Ahnen, als andere Personen mit geordneten Verhältnissen. Damit habe ich auch 25% weniger Arbeit. Vielleicht schaffe ich es noch, mit den Zusatzinformationen aus seiner Kindheit und Jugend, die mir nun vorliegen, sowas wie eine Biographie meines Vaters zu erstellen und zu einem geeigneten Zeitpunkt zu veröffentlichen. Im Augenblick jedenfalls greifen bei ihm noch meine selbst gewählten Datenschutzeinstellungen und verhindern die Anzeige seiner Daten in meiner Ahnensammlung.
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Erledigte Grüße
von Micha
Grandfather on paternal side,
Mission accomplished
If you look at my family tree, you will notice a huge gap in it. My paternal grandfather does not appear at all, because my father was born out of wedlock. The documents I had until the beginning of March of this year do not mention his father and it took me some time to come up with a logical way of getting around this issue.
Admittedly, I had the suspicion from the very beginning that I would not be able to find out anything about my paternal grandfather. My father was entered in my great-grandfather’s family register with his mother’s surname. This indicated that his supposed father had not acknowledged paternity. But how could I find out about this?
In relevant forums one is often referred to possibly archived files of guardianship courts. However, one has to find a suitable archive. I was at a loss for a long time, and I had already contacted the relevant church congregation to obtain information about the godparents who had been sponsoring the baptism. The request was submitted by the congregation to the diocesan archives, and I was refused access to the baptismal register by the diocesan archives because of existing blocking periods. I think it is possible that the archive management was mistaken in their decision, as I am a direct descendant and I would not have any interest whatsoever, be it legitimate or legal, in inspecting the baptismal register. So be that as it may, I did not object, because I could think of another solution after all.
Based on the current situation, which provides for the involvement of the Youth Welfare Office in the representation of legal interests of children born out of wedlock, I was able to get my way back in time. The Youth Welfare Office is a district authority, and it was also in 1934, the year my father was born. The authority corresponding to the district at that time was the Württemberg Oberamt Wangen im Allgäu. From 1938 onwards, the Kreis Wangen was responsible, and from 1973 it was absorbed into the Kreis Ravensburg. And there is a Kreisarchiv there, the inventory of which is available on the internet.
A telephone contact and the clarification of my request by email confirmed that a guardianship and guardianship file of my father existed, which I was also allowed to inspect by appointment. I will not quote from this file. I will only say that it was not possible to identify my paternal grandfather beyond any doubt.
It was the first time that I was able to consult a file from the thousand-year period which lasted twelve years. The relevant greetings under official letters, some of which were used, had initially irritated me. For one of the officials involved, I even found online at the Sigmaringen State Archives a verdict of the State Commissariat for political cleansing for the state of Württemberg-Hohenzollern. It was one of the so-called „kleine Sprüche“ that exonerated followers or less incriminated persons.
At least now I can finally conclude a topic that has occupied me for many years. The fact remains that I am researching 25% fewer ancestors than other people with orderly circumstances. So I also have 25% less work. Maybe I will be able to create something like a biography of my father with the additional information from his childhood and youth that I now have and publish it at an appropriate time. For now, however, my self-chosen data protection settings still apply to him and prevent the display of his data in my ancestor collection.
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Completed greetings
from Micha